Handicap gilt nur am Golfplatz

Eine schwere Krebserkrankung im Kindesalter führte Philipp Ritzinger zum Golfsport. Jetzt sammelte der Seefelder bei einem Charity-Turnier Geld für die Kinderkrebshilfe

Seefeld –Mit großen Lettern prangt an Philipp Ritzingers Unterarm ein Tattoo mit dem Schriftzug: „Never give up“ (Gib niemals auf). „Das war immer schon mein Lebensmotto“, erzählt der 22-jährige Disabled-Golfer aus Seefeld. Ein Motto, das nicht von ungefähr kommt: Als Philipp neun Jahre alt war, erkrankte er an aggressivem Knochenkrebs.

„Mein Unterschenkel ist immer dicker geworden und war irgendwann doppelt so groß wie das andere Bein“, erinnert sich der Sportler. Die Ärzte diagnostizierten das so genannte „Ewing-Sarkom“. Zwei Drittel von Philipps Wadenbein wurden entfernt, in den folgenden Jahren musste er insgesamt 14 Chemotherapien sowie mehrere Operationen und Bestrahlungen über sich ergehen lassen. „Bei der Operation wurde mir auch der Muskel entfernt und die Sehne verkürzt. Das ist alles versteift, sodass mein Fuß sechseinhalb Zentimeter zu kurz ist und ich einen Schuh mit Absatz zum Ausgleich tragen muss“, schildert der 22-Jährige.

Da er sich zu diesem Zeitpunkt mitten im Wachstum befand und die Bestrahlungen seine Wachstumsfugen im Bein zerstört haben, kann der Knochen in der Länge nicht mehr weiterwachsen. Für den begeisterten Sportler, der sich vorher gerne beim Skifahren, Langlaufen oder Fußballspielen ausgetobt hat, ist die Krankheit ein herber Rückschlag. „Das war alles plötzlich nicht mehr möglich“, schildert er.

In dieser schwierigen Zeit findet Philipp Zuflucht beim Golfen, das trotz des Handicaps noch möglich ist: Der leidenschaftliche Golfer Harald Strobl, der ehrenamtlich im Golfclub Seefeld eine Turniermannschaft aufgebaut hat, nimmt den jungen Seefelder unter seine Fittiche und motiviert ihn, besser zu werden. „Golfen hat viel mit Konzentration zu tun. Anders als beim Fußballspielen ist man nicht auf andere angewiesen, sondern selbst für seine Leistung verantwortlich. Das gefällt mir“, erklärt Philipp.

Er fokussiert sich fortan ganz auf seine neue Sportart. „Bei mir daheim gab es kein Handyverbot, sondern Golfverbot als Strafe“, beschreibt er seinen Eifer lachend

Das Talent des jungen Mannes blieb nicht lange unentdeckt. Er nahm erfolgreich an Turnieren teil, kämpfte sich nach und nach an die Spitze im Disabled Golf, also im Golfsport für Menschen mit Behinderung: „Ich war einige Jahre im Tiroler Kader und seit vier Jahren bin ich im österreichischen Golf-Nationalteam disabled“, erzählt er stolz.

Seit 2015 gilt Philipp als krebsfrei, aus Dankbarkeit und Freude über die Unterstützung organisierten seine Eltern zu diesem Zeitpunkt ein Charity-Golfturnier, bei dem alle Einnahmen an die „Kinder-Krebshilfe Tirol & Vorarlberg“ gespendet werden.

Dieses Engagement nimmt sich Philipp zehn Jahre später zum Vorbild. Bei einem ähnlichen Event, das er in den vergangenen Monaten organisiert hat und das am vergangenen Wochenende über die Bühne gegangen ist, sammelt der 22-Jährige ebenfalls Geld für die Kinderkrebshilfe. „Dabei wurden knapp € 10.000,- gespendet“, zeigt sich der Seefelder dankbar für die breite Unterstützung.

Er selbst hat mittlerweile übrigens eine dreijährige Ausbildung zum Golf-Pro begonnen und unterrichtet am Golfplatz Seefeld Kinder im Golfen. Dem Nachwuchs bringt er vor allem bei, dass Sport Spaß machen soll. Und dass das einzige Handicap, das zählt, jenes beim Golfen ist.

Text: TT 4. Juni 2025, Renate Perktold
Foto: Perktold, Ritzinger

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